»Ndithanda ukudanisa – I like to dance«

So antworten einem die Kinder aus dem südafrikanischen Township, wenn man
 sie fragt, warum sie Ballett tanzen. Sie stammen meist aus ärmlichen Verhältnissen und finden in der Zama Dance School in Gugulethu einen Raum, um ihre Freude, Trauer und Wut im Tanz auszudrücken. Manche von ihnen schaffen es mit Fleiss und Disziplin sogar, eine professionelle Tanzkarriere anzutreten und irgendwann für die grossen Ensembles des Landes aufzutreten. Doch auch für die Kinder, die später keine Tänzer werden, ist die Zama Dance School mehr als eine gewöhnliche Tanzschule. Die Tanzlehrer unterrichten nicht nur kostenlos Ballett – für die Kinder sind sie oft engste Vertraute, Englischlehrer, Coaches und Ersatzeltern. Sie lernen an der Zama Dance School fürs Leben. Dass sie mit Disziplin und harter, regelmässiger Arbeit etwas erreichen können. Sie lernen, nicht aufzugeben und für ihre Ziele zu kämpfen. So zeigt ihnen Ballett auch ausserhalb des Tanzsaals neue Perspektiven.

Die zwei Brüder Mihlali (15) und Hlumelo (12) besuchen gehen mal die Woche ins Ballett. Ihr Tanzlehrer Andrew Warth ist sehr involviert in den Alltag der Kinder. Sein Engagement geht dabei weit über die üblichen Aufgaben eines Tanzlehrers hinaus.
Hlumelo macht zu Hause einige Dehnübungen, bevor seine Ballettstunde beginnt. Seine Tante Princess passt auf die drei Brüder auf, während ihre Mutter arbeitet.
Die zwei Brüder stehen sich sehr nahe. Vor allem Mihlali achtet sehr auf seinen kleinen Bruder Hlumelo.
Mihlalis Mutter macht die Wäsche im Zimmer der Jungen. Die drei Brüder teilen sich gemeinsam ein Bett.
Hlumelo und Mihlali hoffen mithilfe von Tanz dem Township zu entkommen. Beide haben Talent, doch das ist für Kinder aus den Townships meist nicht ausschlaggebend. Oft spielen viele andere Faktoren eine Rolle, ob sie es schaffen, Tänzer zu werden.
Hlumelo und Mihlali üben im Hinterhof ihres Hauses. Für die Kinder gibt es neben Fernsehen oder spielen in den dreckigen Strassen nicht viele Beschäftigungen. Deswegen machen die zwei auch gerne ausserhalb der Tanzschule Ballett.
Mihlali ist der älteste der drei Brüder und teilt sich mit seinen zwei jüngeren Geschwistern ein Zimmer. Weil sie keinen Spiegel im Toilettenhäuschen haben, benutzt er einen kleinen Taschenspiegel, um sich das Gesicht einzucremen.
Similise kommt aus einer Familie aus der Mittelschicht, die auch im Township wohnt. Dreimal die Woche besucht sie die Ballettstunden der Zama Dance School. Später möchte sie gerne Tänzerin oder Ärztin werden.
Verglichen zu den anderen Menschen im Township, lebt Similises Familie im Luxus. Trotz der vielen Kriminalität in der Nachbarschaft sieht die Familie keinen Grund, wegzuziehen.
Anders als Weisse in Südafrika hat die Familie keine Alarmanlage oder ein Sicherheitssystem mit bewaffneten Wachleuten. Der Hund ist der einzige Schutz, den sie haben.
Similise hat ihr eigenes Zimmer, eigene Bücher und Spielzeug. Aus westlicher Sicht hat sie eine ziemlich normale Kindheit und kann meistens tun und lassen was sie möchte.
Similises Mutter arbeitet nicht und deswegen dreht sich im Alltag der Familie meist alles um die Tochter. Similise geniesst die Aufmerksamkeit ihrer Mutter und ihrer Grossmutter stets in vollen Zügen.
Similises Mutter ist sehr stolz auf ihre kleine Tochter und unterstützt sie in allem so gut sie kann.
Obwohl Similise krank ist, wollte sie unbedingt zur Ballettstunde gehen. Weil sie nicht tanzen kann, sitzt sie vorne und sieht der Klasse zu.
Thimna (18) hat im Dezember seinen Schulabschluss gemacht und absolviert nun die dreijährige Ausbildung der Cape Academy of Performing Arts (CAPA). Er kommt aus einer sehr armen Familie und wird immer noch von der Zama Dance School gesponsert.
Der Tanzlehrer Andrew Warth fand für Thimna einen Zahnarzt, der ihm kostenlos die Zähne richtet. Alle sechs Wochen fährt Andrew Thimna vom Township zum Zahnarzt und wieder zurück – jeweils 45 Minuten Fahrt.
Die wenige Freizeit, die er hat, nutzt Thimna zum üben und dehnen zu Hause. Er setzt alles daran, um seinem Traum, Tänzer zu werden, ein Stückchen näher zu kommen.
Thimna ist bewusst, dass sein einziger Ausweg aus dem Township der Tanz ist. Er arbeitet und trainiert sehr hart, damit er nach der dreijährigen Ausbildung bei CAPA bei den grossen Ensembles auf der ganzen Welt vortanzen kann.
Thimna teilt sein Zuhause mit dreizehn anderen Familienmitgliedern. Mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester schläft er in einem Bett.
Neben Ballettstunden bekommt Thimna bei CAPA auch Unterricht in Gesang, Schauspiel und anderen Tanzstilen, wie zeitgenössischer Tanz. Täglich hat er sechs Stunden Tanzunterricht, sechs Tage die Woche.